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Imposantes Exponat im Sauerland-Museum

Holzmodell des Mercedes-Benz im Maßstab 1:5 erinnert an den Nachkriegsfuhrpark bei Veltins

Holzmodell des Mercedes-Benz im Maßstab 1:5 erinnert an den Nachkriegsfuhrpark bei Veltins
  • Handgeschnitztes und geschliffenes Unikat
  • Langhauber-Vorbild hatte einst 110 PS

Es ist ein kleines Schmuckstück geworden. Der Mercedes-Benz L 321 in den Veltins-Farben der späten Fünfzigerjahre hat längst das Zeitliche gesegnet, aber dafür gibt es ein imposantes Modell. Es dient als wirklicher Hingucker in der laufenden Ausstellung „Frisch gezapft! Das Bier und wir.“ im Arnsberger Sauerland-Museum. Als Exponat in ungewöhnlicher Modellgröße soll er an die Entwicklung das Biertransportes im Sauerland erinnern. Denn erst in den Dreißigerjahren machten die heimischen Brauereien mit Motorkraft so richtig mobil. Bis dahin waren mit „PS“ auch wirkliche Pferdestärken gemeint, ehe Carl Veltins in dritter Generation den ersten Lkw beschaffte.

Lastwagen beendeten Schinderei der Pferdegespanne

Angesichts der sauerländischen Mittelgebirgsstraßen war es in den Jahrzehnten zuvor für die Pferdegespanne eine wirkliche Schinderei, wenn sie die vollen Holzfässer zu den Gastronomiebetrieben bringen sollten. In den Nachkriegsjahren mit dem beginnenden Wachstum und dem erweiterten Lieferradius in Richtung Ruhrgebiet und Münsterland kam dann der Langhauber in den Veltins-Fuhrpark. Das Großmodell, das in Arnsberg zu sehen ist, besitzt Unikatcharakter. Tatsächlich hat der unbekannte Urheber das Fahrerhaus aus Holz geschnitzt und von Hand mit Schmirgelpapier geschliffen. Keine leichte Aufgabe, umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass dabei genau die Form der Fahrerauskarosserie samt Pritschenbemaßung getroffen wurde. Das einstige Vorbild des Langhaubers von Mercedes-Benz lief in Mannheim vom Band und war die erste leistungsfähige Lkw-Generation, die die Grevensteiner Familienbrauerei beschafft hatte.

Unverwechselbare Gestaltung von Fahrerhaus und Pritsche

Schon damals im dunklen Grün gehalten, gestalten rote Schriftzüge auf einem weißen Band die Bracken an der Pritsche. Es war die unverwechselbare Wiedererkennung des zeitgenössischen Veltins-Markenauftritts. Und tatsächlich: In den Folgejahren sollte noch ein gutes Dutzend Lkw mit dem Mercedes-Benz auf dem Kühlergrill hinzukommen. Hoevel in Arnsberg galt damals als Haus- und Hoflieferant für die Brauerei. Zunächst fuhren die ersten beiden Langhauber vom Typ L 321 auf den Hof, dann folgten für den brauereinahen Lieferverkehr die Transporter L 319 aus Düsseldorfer Produktion. Mit den leistungsfähigen Frontlenkern des Mercedes-Benz L 323 wurde alsbald ein neues Kapitel eingeläutet, denn erstmals konnten die Lkw mit 100 PS die Sauerländer Bergstrecken angehen. Freilich gab es auch in deren Fahrerhäusern noch keine Lenkhilfe – die Männer hinterm Steuer mussten kräftig ins Rad fassen, um die Kurven zu nehmen.

Modell mit feinem Pinselstrich veredelt

Das mächtige Holzmodell im Sauerland-Museum ist somit das passende Symbol zum Aufbruch ins Wirtschaftswunder. Dass es in dieser perfekten und vor allem zeitgenössisch authentischen Gestaltung erscheint, ist den Mitarbeitern der Schreinerei Fabri aus Grevenstein zu verdanken. Sie kümmerten sich um den ungewöhnlichen Sonderauftrag, das Lkw-Modell im Maßstab 1: 5 wieder ansehnlich und flott zu machen. Mit feinem Pinsel wurden die Schriftzüge ebenso aufgetragen wie die silbernen Zierleisten des Kühlergrills. Alles sollte so sein wie beim Original. Zum Glück lag gleich daneben ein Foto aus jenen Jahren, das an der Hellefelder Straße gleich neben der Brauerei gemacht worden war. Von dort aus war das Original des Mercedes-Benz viele Jahre lang Tag für Tag aufgebrochen, um die kostbare Fracht des Veltins Pilsener erst in Holzfässern, danach in Alu-Fässern in die Kühlkeller der Gaststätten zu bringen. Wenn die Ausstellung beendet ist, wird das viel bestaunte und handgemachte Lkw-Modell in Grevenstein einen ganz besonderen Platz bekommen.