- Ausstoß gab im ersten Halbjahr um 1,8% nach
- Pülleken mit 5,5% weiter auf Wachstumskurs
- Klimaneutralität erfordert Investitionsoffensive
Nach konsumschwachen Monaten hat die Brauerei C. & A. Veltins, Meschede-Grevenstein, erwartungsgemäß leicht an Menge eingebüßt, aber dennoch mit dem zweitstärksten Halbjahresausstoß an die erfreuliche Dynamik der letzten Jahre angeknüpft. Der Ausstoß von 1,67 Mio. hl gab lediglich um 1,8 % nach, während das Pülleken mit einem Zuwachs von 5,5% die hohe Marktnachfrage weiter zu nutzen wusste. Um der Gastronomie einen neuen Impuls zu geben, gibt es ab September das Pülleken erstmals frisch vom Fass. Vor allem hatten die Monate März bis Mai den Brauereien deutschlandweit zu schaffen gemacht, weil sie nicht annähernd die Absatzkraft des Vorjahres entwickelten. „Während der Biermarkt unter mangelnder Verbrauchernachfrage schwächelt, nutzen wir dieses Jahr zur Konsolidierung“, bilanzierte Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber die erste Jahreshälfte. Derweil richtet sich der Blick nach vorn. Nach Einschätzung des sauerländischen Traditionsbrauers hat die deutsche Brauwirtschaft mit der Energiewende die größte Investitionsoffensive der nächsten Jahre noch vor sich. Veltins sieht sich kapitalstark aufgestellt, um die zweistelligen Millionensummen in den nächsten zehn Jahren zu stemmen.
Fassbiergeschäft legt um 9,5% erfreulich zu
Die nachlassende Konsumneigung und ein schwaches Frühjahrsgeschäft machten sich vor allem im Handel bemerkbar. Nach Veltins-Einschätzung haben die leidliche Diskussion um das „Heizungsgesetz“ und die Auswirkungen der Inflation die Ausgabefreudigkeit der Menschen im Land deutlich gedämpft. Selbst dem ansonsten starken Ostergeschäft war in diesem Jahr kein Absatzimpuls zu entlocken. Das Flaschenbiergeschäft schwächelte entsprechend, während das Fassbiergeschäft um immerhin 9,5% zulegte und mit 212.680 hl im Vergleich zu 2019 eine Erfüllungsquote von 89% erreichte. Die Brauerei C. & A. Veltins ist zuversichtlich, dass nach einem erfreulichen Fassbierzuwachs das Gastronomie- und Eventgeschäft weiter an Fahrt gewinnt. Aus diesem Grunde wird Veltins nach vielen Jahren wieder ein neues Fassbier vorstellen. So kommt auf Bitten von Gastronomen und Verbrauchern das helle Pülleken im September als Fassbier in die Gastronomie. „Wir werden unsere Investitionskraft in der Gastronomie trotz der strukturellen Veränderungen mit unverminderter Intensität fortsetzen“, kündigte Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb an. „Das Geschäft an der Theke ist Tradition unseres Hauses und Leidenschaft zugleich. Die solide Verankerung in der Gastronomie und im traditionellen Eventgeschäft sind stabile Säulen, die durch eine klare wertorientierte Premium-Philosophie getragen werden.“
Innovativer Biermix V+ legte ein Revival hin
Nach dem absatzstarken Jahr 2022 habe man den Rückenwind der Vorjahre mitnehmen können. Angesichts der schwachen Handelsnachfrage gab die Marke Veltins erwartungsgemäß um -3,1% nach, während V+ ein Revival hinlegte. Mit einem Zuwachs von 7,9% befindet sich der innovative Biermix weiter auf Wachstumskurs. Vor allem das Eventgeschäft mit sehr guten Besucherzahlen im ersten Halbjahr half dabei. Die Brauerei C. & A. Veltins konnte die Marktdynamik bei Bierspezialitäten im ersten Halbjahr für sich nutzen und mit dem hellen Pülleken um 5,5% auf 130.870 hl wachsen. Die Fassbrause legte um 11,8% zu und steuerte 43.120 hl zum Halbjahresergebnis bei, während die Marke Grevensteiner entsprechend des Sortentrends -16,3% einbüßte.
Politische Verbraucherverunsicherung hat Spuren hinterlassen
Der Premiumbrauer aus dem sauerländischen Grevenstein ist nach dem kontinuierlichen Wachstum im zurückliegenden Jahrzehnt weiterhin guter Dinge. „Der leichte Ausstoßrückgang war absehbar und eingeplant – die leidlichen Rahmenbedingungen von politischer Verbraucherverunsicherung und Inflation haben Bremsspuren hinterlassen“, sagte Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. Die Privatbrauerei, die im nächsten Jahr ihr 200-jähriges Jubiläum feiert, agiert nach eigenen Worten bewusst mit ruhiger Hand und ist darum bei Verbrauchern, aber auch bei Partnern in Handel und Gastronomie geschätzt. Unterdessen fallen die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr nach der Einschätzung des Veltins-Generalbevollmächtigten Michael Huber gedämpft aus. Wie schwierig die Stimmung unter den Verbrauchern ist, zeige die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Inflation. „Die Politik muss sich schon die Frage stellen lassen, warum die gefühlte Inflation der Menschen dreimal so hoch ist, wie die in Wirklichkeit gemessene Inflationsrate. Das hat viel mit mangelndem Vertrauen zu tun und führt zur Verunsicherung – und genau darunter leidet ein emotionales Produkt wie Bier ganz gewiss“, so Huber. Eine grundsätzliche Erholung der Absatzsituation bis Jahresende sei unrealistisch, sodass der Biermarkt mit einem Volumenverlust schließen dürfte.
Michael Huber: „Unser Anspruch und Ziel ist Klimaneutralität“
Es bestehe nach den Worten des Veltins-Generalbevollmächtigten kein Zweifel daran, dass die Brauwirtschaft vor den größten Investitionen in den nächsten Jahren stehe. Klimaneutralität und Energiewende werden erhebliche Investitionen erfordern. Michael Huber: „Allein für die Brauerei C. & A. Veltins gehen wir in den nächsten zehn Jahren von Investitionen in hoher zweistelliger Millionenhöhe aus. Wir wollen die Klimaneutralität und unseren Beitrag dazu leisten – das ist unser Anspruch und unser nächstes großes Ziel.“ Neue Technologien, insbesondere bei Energiespeichern, seien notwendig. Die Brauerei C. & A. Veltins begrüßt das von der Bundesregierung angekündigte Steuerreformgesetz, das bei Investitionen in neue Klimatechnologien Steuerentlastung verspreche. Mit Blick auf die Brauwirtschaft verstärken sich zugleich die Zweifel, ob es dieser Branche gelingen wird, auch die Vielzahl der Unternehmen mit auf den klimaneutralen Weg zu nehmen. „Aufgrund mangelnder Ertragsstärke bei einem gleichzeitigen Investitionsstau wird es wirtschaftlich vielerorts keine tragfähige Basis mehr geben, um Sudhäuser und andere Anlagenbereiche mit neuer Technologie auszurüsten“, gibt der Veltins-Generalbevollmächtigte zu bedenken. Das Sandwich-Szenario von Kostendruck und mangelnder Preisstellung treffe nicht allein renditeschwache Kleinbrauereien, sondern auch das Geschäftsmodell der Produktion margenarmer Niedrigpreisbiere. Dass die Berliner Politik gegenwärtig in mehreren Bereichen gefährlich zündelt, mache auch der Drogenbeauftragte Blienert in den letzten Wochen immer wieder deutlich. „Der Drogenbeauftragte sucht händeringend nach einer Trophäe, um seine selbst beschleunigte Werbeverbotsdiskussion in einen Erfolg umzumünzen. Wer ein Naming-Right der Veltins-Arena angreift, liefert sich dem Vorwurf des blanken Populismus aus. Wir erwarten von der Bundesregierung mehr Präventionsarbeit!“ so Huber wörtlich.